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Realistische Erwartungen

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“Gesegnet ist der, der wenig erwartet, weil er nie enttäuscht werden wird”—Alexander Pope

In allen Bereichen der Bienenzucht ist es meiner Meinung nach wichtig, realistische Erwartungen zu haben. Ich sage nicht, dass diese nicht hin und wieder übertroffen werden können, aber manchmal erfüllen sie sich eben auch nicht, einfach weil Erfolg und Misserfolg von vielen Variablen abhängen.

Lassen Sie uns einige mögliche Ergebnisse anschauen.

Honigernte

Die Leute raten Zuchtanfängern normalerweise, dass sie für das erste Jahr nicht mit einer Ernte rechnen sollten. Das ist ein Versuch, realistische Erwartungen zu schaffen. Dennoch kann natürlich ein gutes Paket mit einer guten Königin in einem guten Jahr (richtiges Verhältnis zwischen Regenfällen zur rechten Zeit und ausreichend gutem Wetter zum Fliegen) weit über diese Erwartung hinausschießen, oder sich andernfalls nicht einmal richtig einrichten. Aber generell ist es eine realistische Erwartung für einen Bienenzüchter, dass die Bienen sich gut genug organisieren, um durch den Winter zu kommen und vielleicht ein wenig Honig produzieren.

Plastikwaben

Die Menschen kaufen Plastikwaben (und anderes Zubehör aus Plastik, wie die vollbezogenen Honey Super Cell-Waben) und sind danach manchmal sehr enttäuscht. Bienen zögern normalerweise, in Plastikwaben zu bauen oder Honey Super Cell zu benutzen, und das verzögert die Entwicklung etwas. Manchmal bauen die Bienen ihre Waben auch zwischen zwei Plastikrahmen, nur um es zu umgehen, in die Plastikstruktur hineinzubauen. Manchmal bauen sie auch Seitenlamellen aus dem Kunstrahmen heraus. Das ist alles nicht unüblich, aber in manchen Fällen bauen die Bienen auch einfach in die Plastikstruktur hinein. Wie gut das funktioniert, hängt aus einer Mischung von Genetik und Nektarfluss zusammen. Manche Züchter entscheiden sich, nie wieder Plastik zu verwenden, nachdem sie sehen, wie ihre Bienen zögern. Tatsächlich ist es jedoch so: wenn die Bienen einmal diese Struktur angenommen haben, dann sind Waben auf Plastik nichts anderes als auf jeder anderen Struktur. Die Zeitverzögerung scheint am Anfang ein großer Rückschlag zu sein, und bei einem Paket ist es das vielleicht auch, aber wenn diese Hürde erst einmal überwunden ist, dann wird es danach keine Probleme mehr geben.

Wachswaben

Wenn man Wachswaben verwendet, passiert es oft, dass das Wachs sich erwärmt und ausbeult, oder dass die Bienen es aufkauen, oder, dass sie nicht auf dem Wachs bauen wollen, sondern stattdessen außen herum oder zwischen den Wachsrahmen. Das passiert nicht so häufig wie bei Plastik, aber es passiert gelegentlich. Wenn die Struktur verbeult ist und dann Waben in ihr gebaut werden, entwickelt sich das oft zum Chaos. Viele Züchter entschließen sich nach so einer Erfahrung, nie wieder Wachswaben zu verwenden. Aber es war einfach Zufall, dass es nicht funktioniert hat. Wenn sie Glück gehabt hätten, hätten die Bienen das Wachs nicht abgekaut, und hätten ihre Waben gebaut, bevor das Wachs verbeult war. Was ich damit sagen will, ist, dass die Menschen oft einfach unrealistische Erwartungshaltungen haben, und wenn sich diese dann nicht erfüllen, sind sie enttäuscht von der Methode, wenn es eigentlich andere Umstände waren, die das Problem verursacht haben.

Ohne Kunstrahmen

Manche Leute benutzen leere Rahmen. Viele haben damit Glück, aber andere haben Bienen, die die Idee einfach nicht verstehen und anfangen, kreuz und quer zu bauen. Das passiert genauso häufig mit Plastikwaben. Bei Wachs hat man das Problem, dass die Struktur zusammenbricht oder herausfällt. Wenn Sie nur Erfahrung mit leeren Rahmen gemacht haben, dann denken Sie vielleicht, dass diese Probleme bei den anderen Alternativen nicht auftreten. Aber das ist nicht so. Nochmal, die Genetik und die Tracht haben viel mit Erfolg und Misserfolg zu tun.

Das wichtigste Konzept, dass man bei leeren Rahmen verstehen sollte, ist folgendes: Bienen bauen ihre Waben parallel, das heißt, eine gut gebaute Wabe führt zur nächsten, genauso wie eine schlecht gebaute Wabe zur nächsten führt. Sie können es sich nicht leisten, Ihre Bienen am Anfang zu vernachlässigen. Die häufigste Ursache für Chaos ist, den Königinnenkäfig im Kasten zurückzulassen, weil Bienen immer genau dort beginnen, ihre Waben zu bauen. Damit fängt das Durcheinander an. Ich kann immer noch nicht glauben, wie viele Leute auf Nummer sicher gehen wollen, und den Königinnenkäfig im Kasten aufhängen. Sie wissen offensichtlich nicht, dass sie damit verhindern, dass die erste Wabe richtig gebaut wird, und wenn sie dann nicht eingreifen, heißt das, dass alle Waben im Stock falsch gebaut werden. Wenn es erst einmal so weit gekommen ist, dann sollten Sie wenigstens dafür sorgen, dass die letzte Wabe ordentlich ist, damit die nächste Wabe dann auch gut wird. Sie können die Bienen nicht einfach nur hoffnungsvoll anschauen und erwarten, dass sie von allein den richtigen Bauweg einschlagen. Das werden sie nicht tun. Sie müssen sie auf den richtigen Weg führen.

Das ist völlig unabhängig davon, ob es Drähte gibt oder nicht, genauso hat es nichts damit zu tun, ob es Rahmen mit Kunstwaben gibt oder nicht. Es kommt einfach nur darauf an, dass die letzte Wabe gerade gebaut ist.

Verluste

Neue Bienenzüchter gehen oft davon aus, dass jeder Stock ewig leben sollte und es jeder Stock durch den Winter schaffen muss. In manchen Wintern ist das auch so. Aber die meisten Winter töten eben ein paar Stöcke. Je mehr Stöcke Sie haben, desto mehr wird Ihnen das geschehen.

Ich habe ein paar Jahre lang keinen Stock verloren, aber damals hatte ich nur wenige Stöcke, und ich habe immer die schwachen mit stärkeren zusammengelegt. Wir sprechen hier aber noch von den Zeiten vor Tracheenmilben, Vorroaseuche, Nosema, Kleinen Bienenstockkäfern und den ganzen Viren, mit denen wir es heute zu tun haben. Heute habe ich etwa zweihundert Stöcke und versuche, möglichst viele Ableger über den Winter zu retten, aber da gibt es eben diese neuen Krankheiten und Schädlinge, die sie schwächen. Es ist eine unrealistische Erwartung, im Winter keine Verluste zu haben. Aber hohe Verluste im Winter sind ein Hinweis darauf, dass Sie etwas falsch machen, oder das Wetter muss wirklich besonders eigenartig gewesen sein.

Again, the point is that sometimes wintering exceeds or falls below even realistic expectations. But it’s helpful to start with realistic expectations and work from there. Realistic expectations from healthy hives as far as losses are probably in the 10% range with some years worse and some years better.

Ich versuche immer, den Grund für meine Winterverluste herauszufinden. Oft sind die Bienen verhungert, weil sie in der Brut stecken geblieben sind. Bei Ablegern oder kleinen Völkern liegt es manchmal an einem Kälteschock (-25° bis -35° C), bei dem die Gruppe nicht groß genug war, um sich warm zu halten. Ich suche auch immer nach Varroa. Wenn Sie in den toten Bienen tausende von toten Varroas finden, dann ist das ein guter Hinweis dafür, dass die Varroa die Hauptursache für den Verlust war. Wenn Sie solche Spuren nicht finden, war es höchstwahrscheinlich etwas anderes.

Manchmal übertrifft die Überwinterungsrate unsere Erwartungen, und manchmal liegt sie, auch wenn wir realistisch waren, darunter. Aber es ist in jedem Fall ein guter Ausgangspunkt, realistische Erwartungen zu haben. Das bedeutet für gesunde Stöcke, dass die Verluste um die 10% liegen sollten, in manchen Jahren weniger, in anderen mehr.

Aufteilung

Eine übliche Frage, die mir von neuen Bienenzüchtern oft gestellt wird, ist: „Wie kann ich Aufteilungen machen?“. Die Möglichkeiten, das zu beantworten, sind endlos, und werden vielleicht nur noch von der Auswahl an Antworten auf die folgende Frage übertroffen: „Wie viel Honig wird mein Stock produzieren?“. Der Unterschied zwischen einem guten und einem schlechten Jahr kann mehr als das Zehnfache betragen. Ich habe schon Jahre erlebt, in denen ich aus jedem Stock 100 Kilo Honig ernten konnte, aber es gab auch Jahre, in denen ich nichts geerntet habe und zwischen Frühjahr und Winter zusätzlich noch 30 Kilo Zucker an jeden Stock verfüttern musste. Es gibt Stöcke, die können gar nicht aufgeteilt werden. Andere kann man fünfmal im Jahr aufteilen. Aber die meisten verkraften eine Trennung nur, wenn Sie trotzdem noch eine vernünftige Honigernte haben und den Bienen genug Vorrat für den Winter bleibt.

Kurz gesagt: die Ergebnisse hängen in der Bienenzucht ganz wesentlich von dem ab, was um die Bienen herum geschieht, ebenso wie von den Jahreszeiten und der Art, wie sie gepflegt werden. Deshalb ist es sehr schwer, genau vorherzusagen, welche Ergebnisse Sie erzielen werden und deshalb macht es auch keinen Sinn, zu hohe oder zu niedrige Erwartungen zu haben. Nehmen Sie die Dinge, wie sie kommen und passen Sie sich entsprechend an. Seien Sie sowohl auf außergewöhnlichen Erfolg als auch auf Misserfolg vorbereitet und ändern Sie Ihre Strategie entsprechend

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